Pulsierende Bildwelten

Astrid Eggert besitzt die für Künstler nötige Besessenheit und Ausdauer und macht darum
auf jede neue Arbeit neugierig. Anlass des Malens ist bei ihr immer Inhalt, d.h., sie sah etwas,
ihr fiel etwas auf, was sie dann malend notiert. Sie unterwirft dies Gesehene einem Ent-
stehungsprozess, der langsam wächst, die Inhalte werden malend umkreist.

So sind Astrid Eggerts Arbeiten nicht einfach großformatige, starkfarbige Bilder mit
gegenständli
chen Assoziationen, sondern sie schafft mit ihrer Malerei Farbräume,
pulsierende Bildwelten.

Der Anlass ihres Schaffens wird, neuentstanden auf der Leinwand, permanenter Veränderung
ausgesetzt, er wird verworfen und immer wieder neu formuliert. Nie gibt sie sich frühzeitig mit
einem Resultat zufrieden, ihre selbstkritische Arbeitsweise wird Teil des Arbeitsprozesses.

Dadurch entsteht die Dichte der atmenden Oberflächen, die häufig an den Rändern ihre
Vielschichtigkeit preisgeben, über das Format hinausverweisen, den Raum neben
dem Bild beschreiben.

Der Gegenstand wird durch diesen Prozess meist immer weiter zurückgedrängt, manchmal
kann man ihn nur noch ahnen, manchmal wird er verwandelt durch Vereinfachung oder
durch Monumentalisierung.

Dabei interessieren sie besonders serielle Gegebenheiten, gleichsam Markierungen von
Gegenwart, ein Verweis auf statistische Erfassung von Umwelt.

Diese anspruchsvolle Thematik wird aber nie Botschaft oder Selbstzweck, sondern sie wird
hinterfragt, gesteigert oder zurückgedrängt, eingebettet in das außergewöhnlich reiche
Farbvokabular der Künstlerin.

 
Junge Kunst aus Niedersachsen, Katalog 1990
Prof. Verena Vernunft